Märtyrer-Ausstellung eröffnet

Sechs Personen stehen vor den Ausstellungstafeln: V.l.n.r.: Wunnibald Forster, Lydia Kossatz, Gerhard Knodt, Robert Ilg, Armin Kroder, Tobias Schäfer.
Bildrechte Privat/Gudrun Zeltner

Die Stadtkirche Hersbruck beherbergt vom 16. April bis zum 11. Mai die ökumenische Wanderausstellung mit dem Thema "Christliche Märtyrer". Die Ausstellung zeigt Lebensbilder von Christen und Christinnen, die während der Hitler- und Stalin-Ära in Deutschland und der damaligen Sowjetunion verfolgt wurden. Am Sonntag 16.4.2023 wurde die Ausstellung in der Stadtkirche eröffnet.

Wie es zu der Ausstellung kam, erklären die Pfarrer Gerhard Knodt und Lydia Kossatz:


Frage: Christliche Märtyrer – das klingt irgendwie aus der Zeit gefallen?

Gerhard Knodt: Ja, vordergründig ist das Thema erst einmal historisch interessant. Aber dann erstaunt das große Interesse etwa an Sophie Scholl und der Weißen Rose. Und dann tauchen schnell verwandte Themen auf: Dass die Märtyrer die verschiedenen Kirchen verbinden. Sie stehen für den oft stillen Widerstand gegen totalitäre Regimes. So ergibt sich die Frage nach Religionsfreiheit heute oder die Frage danach, wie wir unsere russlanddeutschen Gemeindeglieder mit ihrer Geschichte wahrnehmen. Überhaupt: Wofür bin ich bereit, mich mit meinem Leben einzusetzen?

Lydia Kossatz: Die Frauen und Männer, deren Lebensbilder die Ausstellung zeigt, kamen erst vor knapp 100 Jahren gewaltsam ums Leben. Es sind Christen aus der Hitler- und Stalin-Zeit, aus Deutschland sowie der damaligen Sowjetunion. Damit berührt das Thema neben geschichtlichen und kirchen-geschichtlichen Horizonten auch die Frage nach einem „leidenschaftlichen“ christlichen Glauben, der auch in totalitären Regimes Bestand hat. Und genau diese Frage ist heute noch immer für so viele Menschen auf der Welt hochaktuell, weil sie ihren Glauben eben nicht frei leben können.

Frage: Die Wanderausstellung ist keine rein evangelische Angelegenheit sondern zeigt doch einen ökumenischen Horizont von freikirchlichen, orthodoxen, katholischen und evangelischen Christen?

Gerhard Knodt: Ich hatte nicht mit so viel gutem Echo gerechnet. Für katholische Partner ist das Thema viel selbstverständlicher. Pfarrer Wunnibald Forster war von Anfang an dabei und Pastor Andreas Jahreiß von der evangelisch-methodistischen Gemeinde gab sofort seine Zustimmung.

Lydia Kossatz: Dass Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden und leiden, eint alle christlichen Konfessionen und Kirchen. Deshalb ist uns in Hersbruck auch die ökumenische Perspektive so wichtig. Eröffnet und beschlossen wird die Ausstellung deshalb jeweils bewusst ökumenisch: Mit einer gemeinsamen Andacht zu Beginn, mit einem Friedensgebet zum Abschluss.

Frage: Wie ist die Schau eigentlich aufgebaut? Und gibt es ein Begleitprogramm?

Gerhard Knodt: Die 25 Tafeln zeigen Lebensbilder, Übersichtstexte und Zeittafeln. Manche sind einzelnen Personen gewidmet, andere ganzen Gruppen. Die jeweilige Kirchenzugehörigkeit ist farblich erkennbar. Und natürlich gab es ökumenisch zusammengesetzte Gruppen wie den Kreisauer Kreis oder eben die Weiße Rose. Jede Tafel beginnt mit einem markanten Zitat, nennt die wichtigsten Lebensdaten, den Lebensweg und den Leidensweg der Märtyrer. Auf jeder Tafel findet sich ein QR-Code, über den sich weitere Informationen abrufen lassen. Am besten ist es, man beginnt unter der Kanzel und bewegt sich dann gegen den Uhrzeigersinn. Die letzte Tafel schlägt einen Bogen in die Gegenwart. Die Ausstellung wirkt auf die Betrachter überraschend positiv, stimmt nachdenklich, inspiriert. Man geht beschwingt aus der Kirche.

Lydia Kossatz: Die Ausstellung wird begleitet von insgesamt fünf Vorträgen, die sich unter anderem mit Verfolgung, Religionsfreiheit und Diktaturen beschäftigen. Die Vorträge drehen sich um Verletzungen des Menschenrechts in KZ-ähnlichen Lagern in Xinjiang, Massenvertreibungen muslimischer Rohingyias aus Myanmar, den Völkermord an den Jesiden, die Zerstörung christlicher Kirchen im Irak, um die Geschichte der Russlanddeutschen oder auch das Leben von ukrainischen und russischen Christen unter totalitärer Herrschaft.

Frage: Warum sollte man sich die Ausstellung sowie den ein oder anderen Vortrag nicht entgehen lassen? Anders gefragt: Warum sollte man sich dem Thema widmen?

Lydia Kossatz: Gerade feiern viele junge Menschen ihre Konfirmation: Sie bekennen sich zum christlichen Glauben – einfach so, unbeschwert. Mit dem Blick in die nähere Vergangenheit und in die weltweite Christenheit bin ich dankbar, dass wir hier unseren Glauben so leben können – frei, ohne bedrängt, verfolgt oder gar getötet zu werden. Die nicht zu vergessen, die unter anderen Umständen leben und glauben müssen als wir, das finde ich wichtig. Kurz: Das Thema führt uns vor Augen, wie wenig selbstverständlich Religionsfreiheit ist.

Sechs Personen stehen vor den Ausstellungstafeln: V.l.n.r.: Wunnibald Forster, Lydia Kossatz, Gerhard Knodt, Robert Ilg, Armin Kroder, Tobias Schäfer.
Bildrechte Privat/Gudrun Zeltner
Bei der Eröffnung v.l.n.r.: Die Pfarrer Wunnibald Forster, Lydia Kossatz und Gerhard Knodt, Hersbrucks Erster Bürgermeister Robert Ilg, Landrat Armin Kroder, Dekan Tobias Schäfer (nicht im Bild: Pastor Andreas Jahreiß)